Die Bewerbungsphase mit zahlreichen Vorstellungsgesprächen liegt endlich hinter Ihnen und Sie haben eine Jobzusage erhalten. Herzlichen Glückwunsch! Jetzt geht es jedoch um die Frage nach dem Arbeitsvertrag. Schließlich wollen Sie sich Ihrer neuen Stelle auf jeden Fall sicher sein und die damit verbundene Sicherheit genießen. Achtung jedoch vor zu schnellen Handlungen – Sie sollten genau überprüfen, was Sie unterschreiben und ob Ihr Arbeitsvertrag alle rechtlichen Anforderungen erfüllt. Im folgenden Artikel erfahren Sie alles, was Sie beachten sollten, wenn Sie Ihren neuen Arbeitsvertrag in der Hand halten.
Benötige ich überhaupt einen Arbeitsvertrag?
Das Abschließen eines Arbeitsvertrags erscheint vielen als selbstverständlich. Tatsächlich besteht in Deutschland bei Arbeitsverträgen jedoch Formfreiheit. Ein Arbeitsvertrag kann sowohl mündlich als auch schriftlich abgeschlossen werden. Gültig wird er durch eine gegenseitige Willenserklärung. Sie können also auch ohne schriftlichen Arbeitsvertrag rechtens eine neue Stelle beginnen.
Diese Regelung gilt jedoch nicht für befristete Arbeitsverhältnisse. Die Befristung muss stets schriftlich festgehalten werden. Eine mündliche Befristung ist laut § 14 Teilzeit- und Befristungsgesetz unwirksam.
Was Sie ebenfalls wissen sollten: Die Formfreiheit für Arbeitsverträge gilt so nicht für alle arbeitsbezogenen Dokumente. So muss zum Beispiel eine Kündigung in Deutschland immer schriftlich erfolgen (siehe § 623 BGB).
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Die Nachweispflicht bei einem Arbeitsvertrag
Die Idee einer „Formfreiheit“ beim Arbeitsvertrag mag auf den ersten Blick erschreckend klingen. Ein mündlicher Vertrag löst schnell Verunsicherung aus. Wir können Sie allerdings beruhigen, denn auch hier sind die Arbeitgeber nicht völlig frei.
Auch wenn Sie einen Arbeitsvertrag nur mündlich abschließen, gilt seit 1995 in Deutschland das sogenannte Nachweisgesetz. Dieses besagt, dass die wesentlichen Bedingungen des Arbeitsvertrags separat in einem übersichtlichen ein- bis zweiseitigen Dokument zusammengefasst werden müssen.
Bisher gab es jedoch keine rechtlichen Folgen, wenn Arbeitgeber dieses Dokument nicht aushändigen. Das Nachweisgesetz wurde 2022 erst verschärft, aber 2024 durch das Bürokratieentlastungsgesetz IV wieder gelockert.
Das sollte Ihr Arbeitsvertrag enthalten
Wenn Sie Ihren neuen Arbeitsvertrag in den Händen halten, sollten Sie diesen zunächst genau durchlesen, denn er kann den Verlauf Ihres Arbeitsverhältnisses nachhaltig beeinflussen.
Folgende Punkte sollten auf jeden Fall in Ihrem Arbeitsvertrag stehen:
- Zeitpunkt des Beginns des Arbeitsverhältnisses sowie dessen Ende, falls befristet
- Eine kurze Beschreibung der zu erledigenden Tätigkeiten
- Der Arbeitsort, die Arbeitszeiten und der vorgesehene Jahresurlaub
- Zusammensetzung und Höhe des ausgezahlten Gehalts (inkl. Prämien)
- Kündigungsfrist des Arbeitsverhältnisses
Wie schnell muss ich einen Arbeitsvertrag unterschreiben?
Es gibt keine gesetzliche Vorgabe dazu, wie schnell ein Arbeitsvertrag unterschrieben werden muss. Üblich ist in der Regel eine Frist von zwei Wochen. Lassen Sie sich jedoch nicht unter Druck setzen!
In keinem Falle darf Ihr zukünftiger Arbeitgeber verlangen, dass Sie das Dokument sofort unterschreiben. Sollten Sie sich hier unter Druck gesetzt fühlen, wenden Sie sich umgehend an eine Beratungsstelle.
Welche juristischen Folgen kann ein nicht unterschriebener Arbeitsvertrag haben?
Wenn Sie Ihren Arbeitsvertrag nicht unterschreiben, kommt das Arbeitsverhältnis nicht zustande. Deshalb unterschreiben viele, obwohl sie noch Zweifel am Vertrag oder der Stelle haben. Dies ist jedoch dringend zu vermeiden, denn eine „Unterschrift unter Vorbehalt“ existiert so in der Regel nicht. Mit der Unterschrift gehen Sie ein Vertragsverhältnis ein und erklären sich mit dessen Bedingungen einverstanden.
Häufig können jedoch Arbeitsverträge auch noch vor Jobbeginn fristgerecht gekündigt werden, falls Sie beispielsweise ein besseres Jobangebot finden. Bevor Sie dieses strategische Vorgehen in Erwägung ziehen, sollten Sie jedoch genau nachschauen, ob dies nicht in einer Klausel im Arbeitsvertrag ausgeschlossen ist.
In manchen Verträgen ist die Kündigung vor Dienstantritt ausgeschlossen beziehungsweise an eine Vertragsstrafe geknüpft. Teilweise riskieren Sie Strafzahlungen in Höhe eines Monatsgehalts.
Muss ich Änderungen am Arbeitsvertrag akzeptieren?
Im Laufe eines Arbeitsverhältnisses kann es vorkommen, dass Ihr Arbeitgeber Änderungen am Arbeitsvertrag vornehmen möchte. Diese fallen oft nicht zu Gunsten des Arbeitnehmers aus (z.B. Gehaltssenkung). Sie können daher auch hier nicht zu einer Unterschrift gezwungen werden.
Allerdings kann in der Konsequenz der Arbeitgeber eine Änderungskündigung aussprechen. Es handelt sich jedoch um eine Kündigung mit Perspektive der Fortführung des Arbeitsverhältnisses, sobald die Änderungen doch akzeptiert werden. Sie haben nun die Gelegenheit, sich an das Arbeitsgericht zu wenden und rechtlich zu klären, ob die Vertragsänderungen gerechtfertigt und wirksam sind.
Bedeutung digitaler Signaturen bei Verträgen
Digitale Signaturen bieten eine effiziente und rechtsgültige Möglichkeit, Arbeitsverträge zu unterschreiben. Sie beschleunigen den Prozess, ermöglichen ortsunabhängiges Signieren und sind durch Verschlüsselung manipulationssicher. Durch die Verwendung Qualifizierter Elektronischer Signaturen (QES) wird zudem die Rechtssicherheit erhöht, da diese den höchsten gesetzlichen Standards entsprechen.
Häufige Fehler beim Unterzeichnen eines Arbeitsvertrags
- Unklare Klauseln ignorieren: Unklare oder widersprüchliche Formulierungen sollten vor der Unterschrift geklärt werden.
- Verzicht auf rechtliche Beratung: Verträge sollten bei Unsicherheiten immer von einem Experten geprüft werden.
- Fehlende Rücksprache bei Änderungen: Änderungen im Vertrag sollten schriftlich festgehalten und gegenseitig bestätigt werden.
Schritte zur Sicherstellung von Klarheit und Fairness im Vertrag
- Gründliche Prüfung: Lesen Sie jeden Abschnitt sorgfältig und achten Sie auf Formulierungen zu Arbeitszeit, Vergütung, Kündigungsfristen und Nebenpflichten.
- Rückfragen stellen: Unklare Punkte sollten direkt mit dem Arbeitgeber besprochen werden.
- Verträge vergleichen: Bei Unsicherheiten können ähnliche Arbeitsverträge als Referenz dienen.
- Kopien sichern: Nach der Unterzeichnung sollte eine Kopie des Vertrags aufbewahrt werden, idealerweise in digitaler und physischer Form.
Rechte nach der Unterzeichnung eines Arbeitsvertrags
Nach der Unterschrift haben Sie Anspruch auf die Einhaltung aller vertraglichen Regelungen durch den Arbeitgeber. Dazu gehören geregelte Arbeitszeiten, pünktliche Zahlung der vereinbarten Vergütung und der Schutz Ihrer Arbeitnehmerrechte. Sollten Verstöße auftreten, können Sie rechtliche Schritte einleiten oder gewerkschaftliche Unterstützung in Anspruch nehmen.
Kann ich die Vertragsbedingungen vor der Unterzeichnung verhandeln?
Ja, Vertragsverhandlungen sind vor der Unterzeichnung möglich und oft üblich. Sie können Gehalt, Urlaubstage, Arbeitszeiten oder Zusatzleistungen ansprechen. Verhandlungen sollten sachlich und gut vorbereitet geführt werden. Sobald der Vertrag unterschrieben ist, gelten die darin festgelegten Bedingungen verbindlich, daher ist es wichtig, sich vorher Klarheit zu verschaffen.
Kann man einen Arbeitsvertrag elektronisch unterschreiben?
Wie bereits erwähnt, besteht beim Arbeitsvertrag für unbefristete Arbeitsverhältnisse generell Formfreiheit. Sie können diesen daher sowohl mündlich, handschriftlich oder per digitaler Signatur abschließen.
Digitale Unterschriften werden immer beliebter. Die Vorteile liegen auf der Hand: Dokumente können bequem per Mail verschickt, unterzeichnet und zurückgesendet werden. Erhalten Sie Ihren Arbeitsvertrag in elektronischer Form, haben Sie zudem die Gelegenheit, diesen in aller Ruhe durchzulesen.
Häufig resultiert daraus auch ein Zeitgewinn für Sie und den Arbeitgeber. Gerade bei befristeten Arbeitsverhältnissen wie der Zeitarbeit ist ein schneller Vertragsabschluss wünschenswert.
Ausführlichere Informationen zur elektronischen Signatur von Arbeitsverträgen finden Sie hier.
Ein weiteres Argument zum Signieren von Arbeitsverträgen mit der Qualifizierten E-Signatur betrifft das Bürokratieentlastungsgesetz. Bestandteil des neuen Gesetzesentwurfs zum Bürokratieentlastungsgesetz IV ist, dass zukünftig auf einen zusätzlichen Nachweis verzichtet werden kann, wenn man Arbeitsverträge mit der qualifizierten e-Signatur unterschreibt. Mehr darüber erfahren Sie in unserem Blogartikel zum Bürokratieentlastungsgesetz.
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FAQ
Muss ich einen Arbeitsvertrag unterschreiben, um ein Arbeitsverhältnis einzugehen?
Nein, in Deutschland besteht Formfreiheit für unbefristete Arbeitsverträge. Sie können mündlich oder schriftlich abgeschlossen werden. Dennoch wird ein schriftlicher Vertrag empfohlen, da er mehr Sicherheit bietet. Bei befristeten Arbeitsverträgen ist eine schriftliche Form jedoch zwingend erforderlich (§ 14 TzBfG).
Wie schnell sollte ich einen Arbeitsvertrag unterschreiben?
Es gibt keine gesetzliche Frist. Üblich ist eine Bearbeitungszeit von etwa zwei Wochen. Lassen Sie sich jedoch nicht unter Druck setzen und prüfen Sie den Vertrag sorgfältig.
Welche Informationen sollte ein Arbeitsvertrag enthalten?
Ein vollständiger Arbeitsvertrag umfasst:
- Beginn und ggf. Ende des Arbeitsverhältnisses,
- Beschreibung der Tätigkeit,
- Arbeitsort, Arbeitszeiten und Urlaubstage,
- Vergütung (inkl. Boni),
- Kündigungsfristen.
Kann ich den Arbeitsvertrag auch elektronisch unterschreiben?
Ja, eine elektronische Signatur, insbesondere eine Qualifizierte Elektronische Signatur (QES), ist rechtsgültig und effizient. Sie stellt sicher, dass der Vertrag unveränderbar bleibt und der Unterzeichner identifiziert werden kann.
Was passiert, wenn ich einen Arbeitsvertrag nicht unterschreibe?
Ohne Unterschrift kommt kein Vertragsverhältnis zustande. Allerdings kann das Arbeitsverhältnis auch mündlich beginnen, sofern keine Befristung vorliegt.
Welche Rechte habe ich nach der Unterzeichnung eines Arbeitsvertrags?
Nach der Unterschrift haben Sie Anspruch auf Einhaltung aller Vertragsbedingungen. Verstöße können rechtlich oder durch gewerkschaftliche Unterstützung geahndet werden.
Welche Arten von Dokumenten können mit einer digitalen Signatur unterzeichnet werden?
Mit einer digitalen Signatur, können viele arbeitsbezogene Dokumente rechtsgültig signiert werden, darunter:
- Arbeitsverträge,
- Änderungsverträge,
- Gehaltsvereinbarungen,
- Kündigungen.
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Dieses Dokument dient ausschließlich Informationszwecken. Es wird keine Gewähr für die Vollständigkeit und Aktualität der Informationen übernommen. Es ersetzt keine Rechtsberatung.