Bei Fusionen und Übernahmen (M&A) ist die Due Diligence ein entscheidender Schritt. Käufer und Verkäufer müssen zahlreiche Unterlagen prüfen, um Risiken zu identifizieren, aber auch Chancen zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Die traditionelle Dokumentenprüfung ist jedoch zeitaufwendig und fehleranfällig. Digitale Tools revolutionieren diesen Prozess und ermöglichen eine schnellere, sicherere und transparentere Abwicklung von M&A-Transaktionen.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie die digitale Due-Diligence-Prüfung bei M&A-Deals optimal gestalten, welche Technologien dabei helfen und wie Sie häufige Fehler vermeiden können.
Zusammenfassung
- Was ist Due Diligence?: Umfassende Prüfung eines Unternehmens vor einer Übernahme zur Bewertung von Risiken und Chancen
- Digitale Transformation: Virtuelle Datenräume und elektronische Signaturen beschleunigen den Due-Diligence-Prozess erheblich
- Zeitersparnis: Digitale Lösungen reduzieren die Prüfungsdauer um bis zu 60 %
- Sicherheit: Verschlüsselte Datenräume und nachvollziehbare Signaturen erhöhen die Datensicherheit
- Buy Side & Sell Side: Beide Seiten profitieren von strukturierten digitalen Prozessen
Was ist Due Diligence bei M&A?
Due Diligence bezeichnet die sorgfältige Prüfung eines Zielunternehmens durch potenzielle Käufer im Rahmen von Fusionen und Übernahmen. Dieser Prozess umfasst die Analyse von Finanzdaten, rechtlichen Dokumenten, Verträgen, steuerlichen Informationen und operativen Strukturen.
Ziel der Due Diligence ist es, potenzielle Risiken zu identifizieren, versteckte Verbindlichkeiten aufzudecken, aber auch Chancen und Wertschöpfungspotenziale zu erkennen. Eine gründliche Due-Diligence-Prüfung ermöglicht eine realistische Bewertung des Unternehmens und bildet die Grundlage für Verhandlungen.
Für Käufer (Buy Side) bietet sie Transparenz und Sicherheit bei der Investitionsentscheidung. Für Verkäufer (Sell Side) eröffnet sie die Möglichkeit, das Unternehmen optimal zu präsentieren und den Verkaufsprozess zu beschleunigen.
Die wichtigsten Arten der Due Diligence
Die Due Diligence wird je nach Schwerpunkt in verschiedene Arten unterteilt:
- Financial Due Diligence: Prüfung von Bilanzen, Cashflow, Rentabilität und Finanzprognosen
- Legal Due Diligence: Analyse von Verträgen, Rechtsstreitigkeiten, Compliance und gesellschaftsrechtlichen Strukturen
- Tax Due Diligence: Überprüfung steuerlicher Verpflichtungen, Risiken und Optimierungspotenziale
- Market Due Diligence: Bewertung von Marktposition, Wettbewerb und Wachstumschancen
- Vendor Due Diligence (VDD): Vom Verkäufer initiierte Prüfung zur Vorbereitung des Verkaufs
Die Vendor Due Diligence (VDD) ist besonders effizient: Der Verkäufer lässt vorab eine umfassende Prüfung durchführen und stellt das Ergebnis allen potenziellen Käufern zur Verfügung. Dies verkürzt den M&A-Prozess erheblich und schafft Vertrauen.
Wichtig
Eine gründliche Due-Diligence-Prüfung schützt Käufer vor unerwarteten Überraschungen nach dem Closing und ermöglicht Verkäufern, Vertrauen aufzubauen, den Unternehmenswert zu maximieren und Red Flags frühzeitig zu adressieren.
Die Herausforderungen der Dokumentenprüfung im M&A-Prozess
Die klassische Due Diligence ist mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Beide Seiten – Buy Side und Sell Side – müssen große Mengen an Unterlagen verarbeiten, ohne die Vertraulichkeit zu gefährden oder den Prozess zu verzögern.
Zeitdruck und Komplexität
M&A-Transaktionen unterliegen oft strengen Zeitplänen. Hunderte oder sogar Tausende von Dokumenten müssen gesichtet, analysiert und bewertet werden. Bei traditionellen Methoden bedeutet dies:
- Physische Datenräume mit eingeschränkten Zugangszeiten
- Manuelle Sortierung und Indexierung von Unterlagen
- Verzögerungen durch Postversand oder persönliche Übergaben
- Schwierigkeiten bei der Koordination mehrerer Berater
Die Komplexität steigt, wenn internationale M&A-Deals mehrere Rechtsordnungen und Sprachen involvieren oder wenn das Zielunternehmen über mehrere Standorte verteilt ist. Während der Due Diligence müssen oft parallel verschiedene Prüfungsebenen koordiniert werden.
Vertraulichkeit und Datenschutz
Während der Due Diligence haben potenzielle Käufer Zugriff auf hochsensible Informationen – von Finanzplänen über Kundendaten bis zu strategischen Dokumenten. Für Verkäufer besteht das Risiko, dass Informationen in falsche Hände geraten oder bei gescheiterten Deals missbraucht werden.
Traditionelle papierbasierte Prozesse bieten nur begrenzte Kontrollmöglichkeiten:
- Keine nachvollziehbare Dokumentation, wer welche Datei eingesehen hat
- Risiko unbefugter Kopien
- Fehlende Möglichkeit, Zugriffsrechte schnell anzupassen
- Komplizierte Einhaltung von Datenschutzrichtlinien (DSGVO)
Red Flags erkennen und bewerten
Ein zentrales Ziel der Due Diligence ist das Erkennen von Red Flags – Warnsignalen, die auf erhebliche Risiken hinweisen. Typische Red Flags sind:
- Unvollständige oder widersprüchliche Finanzunterlagen
- Anhängige Rechtsstreitigkeiten oder Compliance-Verstöße
- Hohe Kundenkonzentration oder Abhängigkeit von Einzellieferanten
- Fehlende oder unklare Verträge mit Schlüsselkunden
- Ungeklärte steuerliche Altlasten
Digitale Tools helfen, solche Red Flags schneller zu identifizieren und systematisch zu bewerten.
Achtung
Unzureichende Sicherheitsmaßnahmen während der Due Diligence können nicht nur zu Datenlecks führen, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen – insbesondere bei Verstößen gegen die DSGVO.
Digitale Lösungen für eine effiziente Due Diligence
Die Digitalisierung hat den Due-Diligence-Prozess revolutioniert. Moderne Tools ermöglichen eine schnellere, sicherere und transparentere Abwicklung von M&A-Transaktionen.
Virtuelle Datenräume
Virtuelle Datenräume (VDR) sind sichere Online-Plattformen, auf denen Verkäufer alle relevanten Dokumente zentral bereitstellen können. Potenzielle Käufer und deren Berater erhalten kontrollierten Zugriff – jederzeit und von überall.
Vorteile virtueller Datenräume:
- Zeitersparnis: Keine physischen Reisen erforderlich, sofortiger Zugriff auf alle Unterlagen
- Sicherheit: Verschlüsselung, granulare Zugriffsrechte, Wasserzeichen auf Dokumenten
- Nachvollziehbarkeit: Detaillierte Protokolle zeigen, wer wann welche Datei geöffnet hat
- Effizienz: Volltextsuche, automatische Indexierung, Versionskontrolle
- Kostensenkung: Reduzierung von Druck-, Versand- und Reisekosten
Laut Branchenstudien verkürzen virtuelle Datenräume die durchschnittliche Due-Diligence-Dauer um bis zu 60 % im Vergleich zu traditionellen Methoden. Besonders bei M&A-Transaktionen mit mehreren Interessenten profitieren Verkäufer von der Effizienz.
Elektronische Signaturen
Ein weiterer Schlüssel zur Effizienzsteigerung sind elektronische Signaturen. Während der Due Diligence müssen zahlreiche Dokumente unterzeichnet werden:
- Geheimhaltungsvereinbarungen (NDAs)
- Zugangsvereinbarungen zum Datenraum
- Letter of Intent (LOI)
- Finale Kaufverträge und Nebenabreden
Mit elektronischen Signaturen können diese Dokumente innerhalb von Minuten statt Tagen unterzeichnet werden – rechtssicher und nachvollziehbar.
Kriterium | Papierbasiert | Elektronische Signatur |
|---|---|---|
Zeitaufwand | 5-10 Tage | Wenige Minuten bis Stunden |
Kosten | Hoch (Druck, Versand) | Deutlich geringer |
Nachvollziehbarkeit | Begrenzt | Vollständig protokolliert |
Rechtssicherheit | Gegeben | Nach eIDAS-Verordnung gegeben |
Flexibilität | Niedrig | Hoch (ortsunabhängig) |
Best Practices für die digitale Dokumentenprüfung
Um die Vorteile digitaler Tools voll auszuschöpfen, sollten Käufer und Verkäufer bewährte Vorgehensweisen beachten.
Strukturierte Datenvorbereitung
Verkäufer sollten ihre Unterlagen frühzeitig vorbereiten und systematisch strukturieren. Eine klare Ordnerstruktur im virtuellen Datenraum erleichtert Käufern die Orientierung und beschleunigt den Prozess. Dies gilt besonders für eine Vendor Due Diligence (VDD).
Empfohlene Struktur:
- 01_Gesellschaftsrecht: Handelsregisterauszüge, Satzung, Gesellschafterbeschlüsse
- 02_Finanzen: Jahresabschlüsse, BWA, Steuerberichte, Finanzplanung
- 03_Verträge: Kundenverträge, Lieferantenvereinbarungen, Arbeitsverträge
- 04_Immobilien: Miet- und Pachtverträge, Grundbuchauszüge
- 05_Personal: Organigramme, Gehaltslisten, Betriebsvereinbarungen
- 06_IT: Lizenzen, Systemdokumentation, Datenschutzkonzepte
- 07_Compliance: Genehmigungen, Zertifikate, Rechtsstreitigkeiten
Alle Dokumente sollten als durchsuchbare PDF-Dateien vorliegen und eindeutig benannt sein (z. B. „2024_Jahresabschluss_Gesellschaft_GmbH.pdf").
Gut zu wissen
Eine strukturierte Vorbereitung signalisiert Professionalität und kann die Bewertung des Unternehmens positiv beeinflussen. Käufer interpretieren Transparenz als Zeichen von Vertrauenswürdigkeit und Ernsthaftigkeit.
Klare Zugriffsrechte definieren
In einem virtuellen Datenraum sollten Zugriffsrechte präzise gesteuert werden. Nicht alle Berater oder Teammitglieder benötigen Zugriff auf alle Informationen.
Best Practices für Zugriffsmanagement:
- Phasenweise Freischaltung: Sensible Dokumente erst nach Unterzeichnung eines LOI freigeben
- Rollenbasierte Rechte: Finanzberater sehen Finanzdaten, Rechtsanwält:innen rechtliche Unterlagen
- Download-Kontrolle: Bei hochsensiblen Dateien Downloads deaktivieren und nur Online-Ansicht erlauben
- Zeitliche Begrenzung: ZuganDie richtigen Fragen stellengsrechte automatisch nach Ablauf einer Frist entziehen
Diese Maßnahmen minimieren Risiken und gewährleisten, dass nur autorisierte Personen Zugriff auf kritische Informationen haben.
Die richtigen Fragen stellen
Eine erfolgreiche Due Diligence basiert auf den richtigen Fragen. Hier sind zentrale Fragen, die während der Prüfung gestellt werden sollten:
- Financial Due Diligence: Sind die Umsatzprognosen realistisch? Gibt es versteckte Verbindlichkeiten?
- Legal Due Diligence: Welche Rechtsstreitigkeiten sind anhängig? Sind alle Verträge rechtssicher?
- Tax Due Diligence: Bestehen ungeklärte Steuerverpflichtungen oder Betriebsprüfungsrisiken?
- Market Due Diligence: Wie stabil ist die Marktposition? Welche Wachstumschancen existieren?
Systematische Fragen helfen, Red Flags zu erkennen und die Qualität der Due-Diligence-Prüfung zu verbessern.
Die Rolle elektronischer Signaturen im Due-Diligence-Prozess
Elektronische Signaturen sind mehr als nur ein Tool zur Beschleunigung. Sie erhöhen auch die Rechtssicherheit und Nachvollziehbarkeit im Rahmen der Due Diligence.
Nach der europäischen eIDAS-Verordnung ist die qualifizierte elektronische Signatur (QES) rechtlich gleichwertig mit handschriftlichen Unterschriften. Es gibt drei Stufen:
- Einfache elektronische Signatur (SES): Grundlegendes Niveau für unkritische Dokumente
- Fortgeschrittene elektronische Signatur (AES): Höheres Sicherheitsniveau mit eindeutiger Zuordnung zum Unterzeichner
- Qualifizierte elektronische Signatur (QES): Höchstes Sicherheitsniveau, gleichwertig mit handschriftlicher Unterschrift
Für die meisten M&A-Dokumente wie NDAs oder LOIs ist eine fortgeschrittene elektronische Signatur ausreichend. Bei finalen Kaufverträgen kann je nach Rechtsordnung eine qualifizierte Signatur erforderlich sein.
Vorteile elektronischer Signaturen bei M&A:
- Geschwindigkeit: Verträge können innerhalb von Stunden statt Wochen unterzeichnet werden
- Transparenz: Vollständige Audit-Trails dokumentieren jeden Schritt
- Compliance: Automatische Archivierung und Dokumentation für regulatorische Anforderungen
- Flexibilität: Unterzeichnung von überall, ideal bei internationalen Deals
Mit Lösungen wie Yousign können Parteien Verträge einfach und sicher digital unterzeichnen – ohne Medienbrüche oder aufwendige Abstimmungen. Dies gilt sowohl für die Buy Side Due Diligence als auch für die Sell Side Due Diligence.
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Zu beachten
Bei grenzüberschreitenden M&A-Transaktionen sollten Sie vorab klären, welche Form der elektronischen Signatur in den beteiligten Rechtsordnungen anerkannt wird. Die eIDAS-Verordnung gilt EU-weit, andere Länder haben eigene Regelungen.
FAQ
Was sind die größten Herausforderungen bei der digitalen Due Diligence?
Die größten Herausforderungen sind die Gewährleistung von Datenschutz und Sicherheit, die strukturierte Aufbereitung großer Datenmengen sowie die Schulung aller Beteiligten im Umgang mit digitalen Tools. Zudem müssen Red Flags systematisch identifiziert werden.
Wie sicher sind virtuelle Datenräume?
Professionelle virtuelle Datenräume bieten Bank-Level-Verschlüsselung, granulare Zugriffsrechte, Zwei-Faktor-Authentifizierung und lückenlose Audit-Trails. Sie erfüllen in der Regel höchste Sicherheitsstandards und DSGVO-Anforderungen.
Sind elektronische Signaturen bei M&A-Verträgen rechtsgültig?
Ja, elektronische Signaturen sind nach der eIDAS-Verordnung in der gesamten EU rechtsgültig. Für die meisten M&A-Dokumente reicht eine fortgeschrittene elektronische Signatur, bei notariellen Beurkundungen kann eine qualifizierte Signatur erforderlich sein.
Was ist der Unterschied zwischen Buy Side und Sell Side Due Diligence?
Bei der Buy Side Due Diligence prüft der Käufer das Zielunternehmen eigenständig. Bei der Sell Side Due Diligence (oft als Vendor Due Diligence bezeichnet) lässt der Verkäufer vorab eine Prüfung durchführen und stellt das Ergebnis allen Interessenten zur Verfügung.
Wie lange sollte ein digitaler Datenraum zugänglich sein?
Die Zugriffsdauer hängt vom Transaktionsverlauf ab. Typischerweise bleiben Datenräume während der aktiven Due-Diligence-Phase (4-12 Wochen) geöffnet und werden nach Abschluss der M&A-Transaktion archiviert oder gelöscht.
Welche typischen Red Flags sollte man während der Due Diligence beachten?
Typische Red Flags sind: unvollständige Finanzunterlagen, anhängige Rechtsstreitigkeiten, hohe Kundenkonzentration, unklare Verträge, steuerliche Altlasten und Compliance-Verstöße. Eine systematische Prüfung hilft, diese frühzeitig zu erkennen.




