Graphologie: Was wird mit einem graphologischen Gutachten untersucht?

Wussten Sie, dass die eigene Handschrift mehr als nur eine Aneinanderreihung von Buchstaben und Wörtern sein kann und sogar Rückschlüsse auf Ihre Persönlichkeit zulässt? Die Untersuchung und Analyse von Handschriften hat sich die Graphologie zur Aufgabe gemacht. In diesem Artikel tauchen wir in die Welt der Graphologie ein und erklären Ihnen, worum es sich bei einem graphologischen Gutachten handelt, wie viel dieses kostet und mit welchen Tätigkeiten sich ein Graphologe beschäftigt. Erfahren Sie außerdem, weshalb graphologische Gutachten häufig mit forensischen Gutachten verwechselt werden und welchen Platz elektronische Signaturen in dieser Thematik finden.

Im Bereich der Graphologie werden Handschriften mit dem Ziel untersucht, die Persönlichkeitsmerkmale einer Person zu verstehen. Jede Linie, jede Schleife und jeder Strich wird genau analysiert, um wertvolle Einsichten zu gewinnen.

Der Graphologie liegt die Annahme zugrunde, dass die Handschrift eine Erweiterung der Persönlichkeit ist und dass die Merkmale der Handschrift verborgene Aspekte einer Person aufdecken können.

Graphologen und die Graphologie gehen davon aus, dass die Handschrift eines jeden Menschen genauso einzigartig ist wie seine Persönlichkeit.

Aspekte der Handschrift wie Größe, Form, Druck, Abstand der Buchstaben und Wörter sowie die Unterschrift werden deshalb von Graphologen untersucht, um Informationen über die vorherrschenden Charaktereigenschaften einer Person zu erhalten. Laut Praktizierenden der Graphologie könne eine Schrift mit abgerundeten Buchstaben z. B. auf eine warme und empathische Persönlichkeit hinweisen, während eine kantige Schrift auf eine eher starre und rationale Persönlichkeit schließen lasse.

Der Druck, der beim Schreiben auf das Papier ausgeübt wird, könne die Emotionalität eines Menschen widerspiegeln, während die Abstände zwischen den Wörtern Hinweise darauf geben könnten, wie eine Person mit anderen Menschen interagiert.

Mithilfe einer graphologischen Handschriftenanalyse wird also eine Art psychologisches Porträt einer Person erstellt. Solche Analysen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen: Es handelt sich bei der Graphologie um ungefähre, allgemeine Beschreibungen, die zwar als Orientierung, aber nicht als vollständig akkurate Persönlichkeitsanalyse angesehen werden sollten. Graphologie ist als solche nicht als offizielle Wissenschaft anerkannt und kann deshalb beispielsweise keine professionellen Einschätzungen von Psychologen ersetzen.

Im Bereich der Graphologie werden sogenannte “graphologische Gutachten” erstellt. Im Rahmen eines diagnostischen Verfahrens wird hier eine Handschrift analysiert, um Rückschlüsse auf  die Fähigkeiten, Eigenschaften, Persönlichkeit und soziale Kompetenz einer Person zu schließen.

Graphologische Gutachten werden von Graphologen erstellt. Für diesen Beruf gibt es so gesehen keine klassische Ausbildung, weil die Bezeichnung in Deutschland frei und nicht explizit geregelt ist. 

Die Kosten für ein graphologisches Gutachten variieren je nach Umfang der Handschriftenanalyse und dem Stundensatz des jeweiligen Graphologen. Eine genaue Festlegung auf exakte Beträge ist deshalb nur schwer möglich, aber es gibt Beispiele für Graphologen, die zwischen 150 und 300 € zzgl. MwSt. pro Handschriftenanalyse verlangen.

Graphologische Gutachten können in verschiedenen Branchen und Bereichen zum Einsatz kommen. Im Bereich HR, Personalmanagement und Recruiting können graphologische Gutachten beispielsweise zusätzliche Informationen über Bewerber:innen liefern, die über die Fähigkeiten und Erfahrungen, die in einem Lebenslauf erwähnt werden, hinausgehen.

Durch die Analyse der Handschrift eines Bewerbers oder einer Bewerberin können Arbeitgeber Hinweise auf die emotionale Stabilität, das Selbstvertrauen, die Teamfähigkeit oder die Kreativität der Person ermitteln.

Zusätzlich zum Recruiting können graphologische Gutachten auch dafür verwendet werden, um die Kompatibilität zwischen den Mitgliedern eines Teams zu beurteilen oder um mögliche Spannungen zu erkennen. Das kann natürlich nicht nur beruflich, sondern auch privat interessant sein. ;)

Graphologische Gutachten werden fälschlicherweise häufig mit forensischen Gutachten verwechselt. Hier ist Vorsicht geboten, denn die beiden Schriftstücken weisen wesentliche Unterschiede auf:

Wie bereits erwähnt, untersucht ein graphologisches Gutachten die Schrift einer Person. Auf Grundlage dessen werden Hinweise über den Charakter und die intellektuellen sowie sozialen Kompetenzen einer Person geschlossen.

Bei einem forensischen Gutachten hingegen wird speziell die Unterschrift einer Person analysiert, um Schlussfolgerungen über die Identität des Unterzeichners bzw. der Unterzeichnerin zu ziehen. Dies geschieht vorwiegend im Rahmen von Gerichtsprozessen, bei denen das forensische Gutachten als Beweismittel dienen kann, um eine angeklagte Person entweder zu be- oder zu entlasten. 

Ganz anders als bei Graphologie und Handschriften läuft es in der digitalen Welt: Das Signaturbild einer e-Signatur spielt nämlich lustigerweise überhaupt keine Rolle. Stattdessen sind es die beim Signaturprozess aufgezeichneten Daten, die der elektronischen Signatur ihre Rechtsgültigkeit verleihen. Landet ein elektronisch unterzeichnetes Dokument im Fall, dass der Vertrag nicht beachtet wurde, mal vor Gericht, so ist deshalb auch keine Handschriftenanalyse nötig, weil technische Daten als Beweismittel herangezogen werden können. 

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Dieses Dokument wird nur zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt. Wir übernehmen weder eine Garantie für deren Vollständigkeit noch für deren Aktualität im Hinblick auf die geltenden Vorschriften. Schließlich ist dies kein Ersatz für eine Rechtsberatung.