Als Unternehmen oder Verbraucher:in haben Sie sicherlich schon sehr oft in Ihrem Alltag Ihre Identität nachweisen müssen - beispielsweise um eine Kontoeröffnung bei der Bank zu machen oder einen Vertrag abzuschließen. In diesem Fall haben sie eine sogenannte Identitätsprüfung durchgeführt. Identitätsprüfungen sind sehr geläufig und spielen in vielen verschiedenen Branchen und Bereichen eine Rolle. Im Zuge der Digitalisierung entwickeln sich immer mehr moderne Technologien, die es ermöglichen, seine Identität auch online zu bestätigen.
Informieren Sie sich in diesem Artikel darüber, in welchen Fällen man seine Identität verifizieren muss, welche Arten der digitalen Identitätsprüfung es gibt, wie sie funktionieren und welche Vorteile sie bringen. Bereit? Lassen Sie uns starten!
Was ist eine Identitätsprüfung?
Bevor wir hier anfangen, mit Fachbegriffen um uns zu werfen, lassen Sie uns erst einmal die wichtigste Frage zu Beginn klären: Was genau ist eigentlich eine Identitätsprüfung?
Bei einer Identitätsprüfung wird kontrolliert, ob eine Person wirklich die ist, die sie vorgibt, zu sein. Findet diese traditionell in Präsenz statt, so läuft der Prozess wie folgt ab:
Eine Person wird in einem Unternehmen (z.B. einer Filiale), einer Institution (z.B. einem Amtsgericht) oder einer Organisation vorstellig und zeigt ihr Ausweisdokument (Personalausweis, Reisepass, Aufenthaltsgenehmigung oder Ähnliches) vor. Der Lichtbildausweis wird dann von einer Zuständigen oder einem Zuständigen dahingehend kontrolliert, ob das Bild auf dem Ausweis mit dem Aussehen der Person übereinstimmt. Außerdem wird das Ausweispapier auf Echtheit und alle Daten und Informationen auf Korrektheit geprüft.
Warum sollte man eine Identität prüfen?
Der Grund für die Überprüfung der Identität eines Menschen ist ziemlich eindeutig: Durch Identitätsprüfungen wird verhindert, dass eine Person ohne Erlaubnis etwas im Namen eines Anderen tut, sich falsche Identitäten angelegt werden oder Betrug begangen wird.
Es mag lustig sein, wenn eineiige Zwillingsgeschwister Kurse tauschen und in der Schule ihre Lehrer Hops nehmen - bei echtem Identitätsdiebstahl aber hört der Spaß auf.
Aus diesem Grund sind Identitätsprüfungen in unser aller Alltag eine sehr gängige, regelmäßige und wichtige Praktik.
Wann macht man eine Identitätsprüfung?
Wie bereits erwähnt, finden Identitätsprüfungen in zahlreichen Bereichen und Alltagssituationen regelmäßig statt. Einige Beispiele dafür sind:
- Die Eröffnung eines Bankkontos,
- E-Commerce,
- Vertragsabschlüsse,
- Grenzübertritte,
- Zugang zu Veranstaltungen bzw. Gebäuden oder
- Verwaltungs- und Regierungsprozesse (z.B. die Ausstellung eines Zertifikats oder eines Ausweisdokuments).
Bei dieser Vielzahl an Gegebenheiten ist es umso praktischer, dass eine Identitätsprüfung heutzutage nicht mehr zwangsläufig vor Ort in Präsenz stattfinden muss, sondern auch digital jederzeit und von überall aus direkt durchgeführt werden kann. Wie genaue eine Online-Identitätsprüfung funktioniert und wann sie eingesetzt wird, erfahren Sie im Folgenden.
Wie kann man eine Identität online prüfen?
Bei einer Online-Identitätsprüfung ergibt sich die Herausforderung, dass die Person nicht vor Ort ist, um ihr Ausweispapier vorzuzeigen. Die Identität kann daher auch nicht physisch von entsprechenden Verantwortlichen geprüft werden.
Stattdessen gibt es allerdings zahlreiche Technologien und Softwarelösungen, die es ermöglichen, eine Identitätsprüfung digital abzuwickeln. Dieser Prozess ist jederzeit und von überall aus durchführbar und sogar mit deutlich weniger Zeitaufwand verbunden.
Vorschriften & Normen
Besonders im Internet gibt es zunehmend mehr Kriminalität, die sich unter anderem in Identitätsdiebstahl, Fälschungs- oder Betrugsmanövern äußern kann. Aus diesem Grund gibt es in Europa und Deutschland strenge Regelungen und Anforderungen für digital stattfindende Identitätsprüfungen.
Zum einen gibt es die Geldwäscherichtlinie (zu Englisch AML5 = Anti Money Laundering), die es zum Ziel hat, gegen Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Identitätsbetrug vorzugehen. In diesem Zusammenhang wird auch häufig von KYC (Know Your Customer, zu Deutsch “Kenne deinen Kunden”) gesprochen. Dabei handelt es sich um eine Prüfung der Legitimation von Neukund:innen, die Kreditinstitute und Versicherungsträger durchführen müssen, um geldwäschebezogene Aktionen zu verhindern.
Zum anderen kann der eIDAS-Verordnung eine hohe Wichtigkeit zugeordnet werden. Die Abkürzung eIDAS steht für electronic IDentification, Authentication and trust Services. Diese Verordnung ist der europäische Rechtsrahmen für elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen im Binnenmarkt.
Verschiedene Arten der digitalen Identitätsprüfung
Um Ihre Identität digital überprüfen zu lassen, stehen Ihnen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:
- Hardware-basierte Methoden, wie z.B. Signaturkarten mit Kartenlesegerät und Signatursoftware
- Identifizierung mittels NFC-Schnittstelle (eID)
- Identifizierung mittels bestehender Bankkonten (BankIdent)
- VideoIdent-Verfahren
- AutoIdent-Verfahren
Je nach Anwendungsfall und dem Zeit- und Kostenaufwand, den Sie für die Online-Identifizierung auf sich aufnehmen möchten, kommt eher die eine oder die andere Methode für Sie infrage.
Wie funktioniert eine Online-Identitätsprüfung?
Da eine Identifizierung mittels Signaturkarte die Verwendung zwei analoger Geräte (Signaturkarte und Kartenlesegerät) beinhaltet, zählt diese streng genommen nicht als digitale Identitätsprüfung.
Demnach gehören zur Online-Identitätsprüfung nur die restlichen vier Verfahren, die eingangs bereits kurz aufgelistet wurden: e-ID, BankIdent, VideoIdent und AutoIdent.
Bei Verfahren dieser Art werden in der Regel zwei verschiedene Datensätze der Identität miteinander verglichen und darauf geprüft, ob sie übereinstimmen - z.B. der Datensatz eines Personalausweises und der Datensatz eines Gesichtserkennungsvideos. Wie genau die einzelnen Lösungen funktionieren, erklären wir Ihnen im Folgenden:
NFC-Schnittstelle (eID)
Hierbei handelt es sich um einen elektronischen Personalausweis. Dank eines in den herkömmlichen Ausweis integrierten Chips kann man sich so auch online ausweisen.
Das Problem: Bislang gibt es noch zu wenige Möglichkeiten, die vom deutschen Staat vergebene eID zu nutzen. Zudem muss für die Aktivierung der eID-Funktion zunächst eine PIN angefordert werden, die Sie leider nicht online, sondern per Post erhalten. Hinzu kommt, dass nur ab 2015 erstellte Personalausweise diese Online-Funktion auch automatisch besitzen.
BankIdent
Bei dieser Methode ist es möglich, sich über ein bestehendes Bankkonto zu identifizieren: Sie fotografieren eines Ihrer ID-Dokumente (z.B. Ihren Personalausweis) sowie Ihr Gesicht und loggen sich in Ihr Onlinebanking ein. Dann wird automatisch eine 1-Cent-Überweisung angestoßen. Anschließend bestätigen Sie Ihre Identifizierung mit einer TAN-Eingabe.
VideoIdent
Dieses Identifizierungsverfahren beinhaltet, dass Sie Ihre Identität im Rahmen einer Videokonferenz mit einer dafür geschulten Person verifizieren. In diesem Videochat halten Sie Ihren Lichtbildausweis in die Kamera, den die verantwortliche Person dann mit Ihrer Person abgleicht.
AutoIdent
Das AutoIdent-Verfahren funktioniert grundsätzlich genauso wie das VideoIdent-Verfahren. Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Methoden ist allerdings, dass Sie zur Identifizierung keine geschulte Person benötigen. Stattdessen läuft der gesamte Prozess durchweg autonom und automatisiert ab.
Wie lange dauert eine Identitätsprüfung?
Grundsätzlich kann man sagen, dass eine Identitätsprüfung in Präsenz deutlich länger dauert, weniger flexibel und mit mehr Aufwand verbunden ist als eine Identitätsprüfung, die online stattfindet.
Natürlich hängt die Dauer der digitalen Identifizierung davon ab, wie technisch versiert die sich identifizierende Person ist und welchen Anbieter sie für die Identitätsprüfung nutzt. In der Regel kann man aber davon ausgehen, dass eine Identitätsprüfung per eID, BankIdent, VideoIdent oder AutoIdent nur wenige Minuten Ihrer Zeit in Anspruch nimmt. Ein AutoIdent-Verfahren ist beispielsweise bereits in zehn Minuten erledigt.
AutoIdent vs. VideoIdent
Da zwei der beiden Verfahren der Online-Identitätsüberprüfung sich sehr ähnlich sind, ist es sinnvoll, diese noch einmal genauer zu betrachten und deren Unterschiede herauszuarbeiten.
Unterschiede zwischen AutoIdent- und VideoIdent-Verfahren
Sowohl beim AutoIdent- als auch beim VideoIdent-Verfahren verifizieren Personen ihre Identität digital per Video.
Der Ablauf ist zunächst erst einmal gleich: Man loggt sich bei einer gegebenen Plattform bzw. App ein und hält sein Ausweisdokument in die Kamera. Der Lichtbildausweis wird dann mit den entsprechenden Hologrammen, Wasserzeichen und Daten auf Echtheit und Korrektheit geprüft.
Anschließend wird ein sogenannter Liveliness-Check gemacht. In diesem Zuge wird geprüft, ob es sich bei der sich identifizierenden Person tatsächlich um einen Mensch handelt, der in der Lage ist, zu interagieren. Dafür wird die entsprechende Person dazu aufgefordert, einige Befehle durchzuführen, wie z.B. ein paar Wörter nachzusprechen.
Der große Unterschied zwischen den beiden Methoden liegt nun darin, dass dieser gesamte Prozess beim VideoIdent-Verfahren mit einem bzw. einer geschulten Mitarbeiter:in durchgeführt wird. Dafür muss zunächst ein Termin vereinbart werden. Auch Wartezeiten oder Sprachbarrieren können auftreten. Beim AutoIdent-Verfahren hingegen ist es so, dass Unterzeichner:innen Ihre Identität ganz autonom verifizieren - wann und wo sie möchten.
Wie genau das AutoIdent-Verfahren in der Praxis funktioniert, sehen Sie in dem untenstehenden Video.
Vorteile des AutoIdent-Verfahrens
Den wohl größten Vorteil, den das AutoIdent-Verfahren bietet, ist, dass es vollständig automatisiert ist und der ID-Verifizierungsprozess 100 % autonom abläuft. Im Gegensatz zur VideoIdent-Methode kann es gar nicht erst zu Terminschwierigkeiten oder Sprachbarrieren kommen, da keine Interaktion mit einer anderen Person besteht. Die Nutzerfreundlichkeit der AutoIdent-Lösung ist dadurch sehr hoch: Die Identifizierung kann ganz bequem zu jeder Zeit und von überall aus durchgeführt werden. Wird das AutoIdent-Verfahren beispielsweise für die digitale Unterzeichnung von Verträgen mit der Qualifizierten Elektronischen Signatur (QES) verwendet, so kann für schnellere Vertragsabschlüsse, eine schnellere Geschäftsentwicklung, und eine zufriedenere Kundschaft gesorgt werden.
Digitale Identitätsprüfung gewinnt immer mehr an Bedeutung
Identitätsprüfung ist für ein funktionierendes und stabiles Rechtssystem unabdingbar und kommt deshalb regelmäßig in aller unser Alltag zum Einsatz: ob beim Reisen in ein fremdes Land oder dem Unterschreiben eines Vertrags. Dank der fortschreitenden Digitalisierung können sonst langwierige und aufwändige Identifizierungsprozesse dieser Art nun auch auf digitalem Wege abgewickelt und verschlankt werden. Das AutoIdent-Verfahren erweist sich in diesem Zusammenhang als besonders praktisch, da der ID-Verifizierungsprozess autonom und ohne externe Eingriffe durchgeführt werden kann.
Es lebe die Technik! ;)
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