Flexibilität, Globalisierung, Personalmangel – diese Begriffe prägen die heutige Arbeitswelt. Nicht zuletzt die COVID-19-Pandemie und damit einhergehende unsichere Auftragslagen trugen dazu bei, dass Zeitarbeitsverträge noch wichtiger wurden. Zeitarbeit bietet sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmern die Möglichkeit, auf wechselnde Marktanforderungen zu reagieren.
Dieser Artikel beleuchtet die Grundlagen zum Zeitarbeitsvertrag ebenso wie die rechtlichen Aspekte und Vor- und Nachteile. Wir geben zudem Tipps zum Inhalt und Abschluss von Zeitarbeitsverträgen.
Was ist ein Zeitarbeitsvertrag?
Ein Zeitarbeitsvertrag ist ein Arbeitsvertrag, bei dem ein Arbeitnehmer bei einem Zeitarbeitsunternehmen angestellt wird. Die Leistung erbringt er allerdings nicht bei diesem Zeitarbeitsunternehmen, sondern bei einem weiteren Unternehmen, dem Entleiher. Es entsteht ein Dreiecksverhältnis.
Der Verleiher bleibt Arbeitgeber des Arbeitnehmenden und ist somit auch verpflichtet, das Gehalt zu zahlen oder beispielsweise Abmahnungen auszusprechen. Er muss weiterhin für Sozialleistungen aufkommen und der Arbeitnehmende profitiert von der Festanstellung bei der Zeitarbeitsfirma.
Zeitarbeit wird häufig synonym mit Leiharbeit verwendet. Leiharbeit kann aber auch als Form der Zeitarbeit definiert werden, denn Zeitarbeit umfasst alle Formen der befristeten Beschäftigung. Leiharbeit hat häufig einen eher negativen Beigeschmack und wurde als Begriff häufig kritisiert.
Zeitarbeit ist durch das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) reguliert, das unter anderem die Bedingungen für die Erlaubnispflicht und die Gleichstellung regelt.
Gut zu wissen!
Ein Zeitarbeitsvertrag wird häufig mit einem Zeitvertrag verwechselt. Bei einem Zeitvertrag handelt es sich aber um einen Arbeitsvertrag auf Zeit, also ist er befristet. Der Vertrag wird direkt zwischen dem Arbeitnehmer und dem Unternehmen geschlossen.
Arbeitnehmerüberlassung
Ein weiteres Synonym für Zeitarbeit ist die Arbeitnehmerüberlassung. Dieser Begriff wird häufig eher im geschäftlichen Kontext genutzt und klingt förmlicher als “Leiharbeit” oder “Zeitarbeit”.
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In welchen Branchen sind Zeitarbeitsverträge üblich?
Zeitarbeitsverträge sind insbesondere in Branchen üblich, in denen viel Flexibilität gefordert ist. Aufgrund wirtschaftlicher Schwankungen ist die heutzutage allerdings in fast jeder Branche gefordert. Viele Unternehmen wollen sich für manche Positionen nicht dauerhaft festlegen und arbeiten lieber mit Zeitarbeitsfirmen zusammen.
Ein großer Teil der Zeitarbeitsverträge wird im fertigenden Gewerbe geschlossen. Unternehmen der (Automobil)Industrie oder Logistik können so auf saisonale Schwankungen oder projektbezogene Spitzenbelastungen.
Aber auch das Gesundheitswesen oder der Handel bedienen sich vermehrt der Zeitarbeit. So können sie Personalausfälle besser kompensieren. Arbeitnehmende in kaufmännischen Berufen können über Zeitarbeitsverträge Erfahrungen sammeln und vielleicht sogar bei ihrem Wunschunternehmen eine Folgeanstellung erlangen.
Rechtliche Aspekte von Zeitarbeitsverträgen
Lange Zeit war Zeitarbeit negativ behaftet. Kritiker sahen Leiharbeit als Ausbeutung von Angestellten. Daraufhin wurde das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) beschlossen, das die rechtlichen Rahmenbedingungen für Zeitarbeit regelt.
Wir klären Sie über die wichtigsten Aspekte auf.
- Erlaubnispflicht
Wenn Sie selbst in Erwägung ziehen, eine Firma zu gründen, die Arbeitnehmerüberlassung betreiben möchte, brauchen Sie eine Erlaubnis. Diese erteilt die Bundesagentur für Arbeit.
- Höchstüberlassungsdauer
Die maximale Dauer der Überlassung ist im § 1 Abs.1b AÜG genau geregelt. So darf der Arbeitnehmende höchstens 18 Monate, also 1,5 Jahre, am Stück einem Unternehmen überlassen werden. Eine Ausnahme ist nur durch Tarifverträge möglich.
- Prinzip der Gleichstellung
Das Prinzip der Gleichstellung besagt, dass Arbeitnehmende über eine Zeitarbeitsfirma genauso behandelt und bezahlt werden müssen wie gleichgestellte feste Arbeitnehmer des Entleihers. Die Grundsätze nennen sich “Equal Pay” und “Equal Treatment”. Eine Ausnahme ist auch hier nur über einen Tarifvertrag möglich.
- Informationspflicht
Die Informationspflicht besagt einerseits, dass die Leiharbeitsfirma den Arbeitnehmer über Einsatzbetrieb, die Arbeitsbedingungen und das Entgelt informieren muss. Andererseits muss das entleihende Unternehmen den eigenen Betriebsrat über die Arbeitnehmerüberlassung informieren.
- Arbeitnehmerschutz
Beim Arbeitnehmerschutz ist es ähnlich wie beim Gleichstellungsprinzip: Hier haben Leiharbeiter den gleichen Anspruch wie reguläre Arbeitnehmer.
Was muss unbedingt in einen Zeitarbeitsvertrag?
Ein Zeitarbeitsvertrag regelt, wie ein herkömmlicher Arbeitsvertrag auch, die Rechte und Pflichten beider Parteien während der Dauer der Beschäftigung. Dennoch gibt es einige spezielle Aspekte, die in einem Zeitarbeitsvertrag geregelt sein müssen.
Welche das sind, erfahren Sie hier:
- Infos zu Vertragsparteien: Namen und Anschriften von Leiharbeitnehmer und Verleiher
- Arbeitsort
- Tätigkeitsbeschreibung: Alle Tätigkeiten und Aufgaben, ggf. mit Änderungshinweis je nach Einsatz
- Vertragsdauer: Beginn und eventuelles Ende des Vertrags
- Arbeitszeit: Regelmäßige Arbeitszeit pro Woche inklusive Überstundenregelungen
- Vergütung: Entgelte, eventuelle Zuschläge oder Sonderzahlungen, Fälligkeit
- Regelungen für Urlaub: Anzahl Urlaubstage und Genehmigungsprozess
- Informationen zu Sozialleistungen
- Kündigungsfristen
- Weisungsrecht des Einsatzunternehmens
- Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit
- Informationspflicht
- Vertraulichkeit und Datenschutz: Verpflichtung des Arbeitnehmers
Unterschriften beider Parteien
Zeitarbeitsverträge digital unterschreiben
Wie bei den meisten offiziellen Dokumenten ist die Unterschrift ein wichtiger Bestandteil des Zeitarbeitsvertrages. Der Zeitarbeitsvertrag bedarf der Schriftform, um gültig zu sein.
Das bedeutet, die am Computer verfassten Verträge mussten bisher ausgedruckt und den Parteien vorgelegt werden. Diese brauchen im Zweifelsfall länger für Unterschriften, weil sie beispielsweise im Home Office arbeiten oder unterwegs sind.
Der Prozess kann aber nun sehr viel einfacher laufen! Denn die Qualifizierte Elektronische Signatur (QES) ermöglicht Ihnen die einfache und digitale Unterschrift des Arbeitnehmerüberlassungsvertrages.
Alle Informationen bezüglich der digitalen Unterschrift bei Zeitarbeitsverträgen finden Sie zusätzlich hier.
Vorteile und Nachteile von Zeitarbeitsverträgen
Ob saisonale Schwankungen, projektbezogene Spitzenbelastungen oder kurzfristige Engpässe in der Personalbesetzung: Anlässe für Zeitarbeit gibt es einige. In den letzten Jahren sind außerdem immer neue Zeitarbeitsfirmen gegründet worden, die in diesem Bereich Geld verdienen wollen.
Wir beleuchten an dieser Stelle die Vorteile und Nachteile aus Arbeitnehmer- und Entleiher-Sicht.
<h3>Vorteile und Nachteile von Zeitarbeitsverträgen für Arbeitnehmer</h3>
Kommen wir zunächst zur Arbeitnehmerseite. Zeitarbeitsverträge bergen für Arbeitnehmende Chancen und auch Risiken. Wer sich darauf einlässt, sollte mögliche Vorteile und Nachteile genau kennen.
Die Vorteile für Arbeitnehmer können folgende sein:
- Erleichterter (Wieder-)Einstieg in die Berufswelt: Ob nach der Ausbildung oder nach längerer Arbeitslosigkeit – über Zeitarbeitsfirmen bekommen Arbeitnehmer einfacher Zugang zu Unternehmen.
- Unbefristete Verträge: Zeitarbeitsverträge haben keine Befristung, was bedeutet, dass die Arbeitnehmer bei der Zeitarbeitsfirma angestellt bleiben.
- Flexibilität: Zeitarbeitnehmer können verschiedene Arbeitsbereiche kennenlernen und so ihre beruflichen Erfahrungen und Fähigkeiten erweitern.
- Netzwerken und potentielle Übernahme: Während der Anstellungen können wertvolle Kontakte geknüpft werden. Auch eine Übernahme kann möglich werden.
Zeitarbeitsverträge können allerdings auch Nachteile für Arbeitnehmende haben.
- Unsicherheit: Arbeitnehmende haben über Zeitarbeitsverträge zwar eine Anstellung, wissen häufig aber nicht welche Station als nächstes kommt
- Fehlende soziale Integration: Ein Einsatz auf Zeit kann bedeuten, dass das Zugehörigkeitsgefühl nicht ausgeprägt ist
- Karriere: Aufstiegschancen und eine langfristige Planung der Karriere werden durch Zeitarbeitsverträge erschwert
Vorteile und Nachteile von Zeitarbeitsverträgen für Unternehmen
Aber nicht nur Arbeitnehmende stehen vor Unsicherheiten und Fragezeichen. Wenn ein Unternehmen sich entscheidet, mit Leiharbeitern zu arbeiten, sind folgende Vorteile und Nachteile möglich.
Vorteile für das entleihende Unternehmen:
- Flexibilität: Saisonale Peaks oder eine kurzfristige hohe Auftragslage und zu wenig Personal? Mit Zeitarbeitsverträgen kein Problem.
- Kostensenkung bzw. Kostenkontrolle: Zeitarbeitsfirmen tragen die Sozialversicherungskosten und Lohnnebenkosten der Arbeitnehmer
- Zeitersparnis: Das Recruiting neuer Arbeitskräfte wird outgesourced, was dem Entleiher viel Zeit spart.
- Prüfung des Arbeitnehmers: Über Zeitarbeitsverträge können sich langfristige Arbeitsverträge ergeben. Unternehmen können über Zeitarbeitsverträge die Arbeitnehmer testen.
Mögliche Nachteile für entleihende Unternehmen:
- Aufwand für Einarbeitungen: Wenn ein neuer Mitarbeiter anfängt, geht viel Zeit für die Einarbeitung und Schulung drauf. Bei Zeitarbeitsverträgen fällt dieser Aufwand öfter an.
- Geringe Mitarbeiterbindung und Betriebsklima: Arbeitnehmende, die befristet im Unternehmen sind, haben häufig eine geringe Identifikation und Bindung ans Unternehmen.
- Kosten: Auch wenn die Sozialversicherung und die Lohnnebenkosten wegfallen, können die Kosten für die Zeitarbeitsfirmen höher sein.
Tipps für Arbeitnehmer
Sie überlegen, sich bei einer Zeitarbeitsfirma anstellen zu lassen? Dann werfen Sie einen Blick auf unsere Tipps, damit Sie auch wirklich davon profitieren.
- Prüfen Sie die Zeitarbeitsfirma
Auch wenn jedes Unternehmen zunächst eine Berechtigung für die Arbeitnehmerüberlassung braucht, ist nicht jedes Unternehmen seriös. Prüfen Sie unbedingt die Referenzen und unterschreiben Sie nur, wenn Sie dabei ein gutes Gefühl haben.
- Informieren Sie sich über rechtliche Rahmenbedingungen
Kennen Sie Ihre Rechte und fordern Sie sie ein. Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz regelt alles genau.
- Lesen Sie den Vertrag genau
Auch wenn das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz viele Aspekte regelt, sind wichtige Dinge des Arbeitsverhältnisses im Arbeitsvertrag festgehalten. Prüfen Sie jeden Punkt des Zeitarbeitsvertrags und fragen Sie bei Unklarheiten lieber nochmal nach.
- Equal Treat und Equal Pay
Achten Sie darauf, dass Sie die gleiche Vergütung und Arbeitsbedingungen wie Festangestellte erhalten (Equal Pay und Equal Treatment).
- Passen Sie sich dem Unternehme an und Netzwerken Sie
Versuchen Sie, sich so gut es geht den Bedingungen im Unternehmen des Entleihers anzupassen und zeigen Sie Engagement. Auch ein gutes Netzwerk kann nur zu Ihrem Vorteil sein.
Die häufigsten Fragen zum Zeitarbeitsvertrag
- Worauf sollte ich bei Zeitarbeitsverträgen achten?
Achten Sie bei Zeitarbeitsverträgen insbesondere auf die Seriosität der Zeitarbeitsfirma, auf die Vollständigkeit des Vertrages und auf Aspekte wie den Gleichbehandlungsgrundsatz. In unserem Artikel finden Sie alles, was wichtig ist.
- Was ist die übliche Dauer eines Zeitarbeitsvertrags?
Die Einsätze bei den entleihenden Unternehmen während eines Zeitarbeitsvertrags variieren stark. Je nach Branche, Saison und Wirtschaftslage kann ein Einsatz einige Wochen bis zu 18 Monate dauern.
- Wie lange kann man bei einer Zeitarbeitsfirma bei einem Unternehmen bleiben?
Die Höchstdauer für die Arbeitnehmerüberlassung beträgt 18 Monate.
- Wie kommt man aus einer Zeitarbeitsfirma wieder raus?
Wenn Sie einen Zeitarbeitsvertrag unterschrieben haben, gelten für Sie häufig dieselben Kündigungsfristen wie für Festangestellte. Die Kündigungsfristen sollten Bestandteil jedes Zeitarbeitsvertrags sein.
Dieses Dokument wird nur zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt. Wir übernehmen weder eine Garantie für deren Vollständigkeit noch für deren Aktualität im Hinblick auf die geltenden Vorschriften. Schließlich ist dieses kein Ersatz für eine Rechtsberatung.